Was kann schöner sein als mit lieben Freunden ein paar gemeinsame Tage zu verbringen, dem gemeinsamen Hobby Motorradfahren zu frönen. Dies alleine ist ja schon toll wenn dann aber noch dazu kommt das man das in seiner Bevorzugten Region dem Jura machen kann ist es perfekt. Perfekt, in jeder Hinsicht, ist auch unsere Unterkunft das Hotel „Petit Kohlberg“ in Lucelle. Bei schönstem Wetter können wir zusammen im Garten unser erstes Bier trinken und auf ein freudiges Wiedersehen anstossen. Leider verschlechtert sich das Wetter über Nacht, dadurch lassen wir uns aber nicht die Freude am reichhaltigen Frühstück vermiesen und stärken uns erst mal für die heutige Ausfahrt.
Ich habe wegen dem schlechten Wetter umdisponiert und die Freitagstour auf den Samstag verschoben, die geplante Samstagstour verwerfe ich und wir fahren heute durch das Département Doubs das im Franche Comté liegt. Ich bin guter Dinge das der Niederschlag im Westen nachlässt. Ein wenig nervös bin ich schon schliesslich ist das meine erste Tour als „Himmelfahrts-Tour-Guide“.
Freitag:
Pünktlich um 10:00 Uhr starten wir, im Schlepp habe ich 13 Motorräder. Langsam reiht sich eines nach dem anderen hinter mir ein, bis sie auf einer Strecke von ca. 200 Meter verteilt sind. Zum Einfahren erklimmen wir unseren ersten Col, der „Col de la Croix“. Der erste Halt ist in St. Ursanne, ein romantisches Städtchen am schönen Doubs. Nicht so schön und kein bisschen besser ist das Wetter, wir machen die Besichtigung im Regen einige behalten gar den Helm auf als Regenschutz! Nach der Visite geht es am Doubs entlang zuerst nach St. Hypolite und dann bis Villers-sous-Dampjoux auf der schönen D321. Nach gut 60km Regenfahrt reicht es einigen und sie haben genug. Sechs Motorräder kehren um, sicher geleitet von Christoph fahren sie zurück zu unserer Unterkunft dem „Petit Kohlberg“. Den Rest führe ich auf kleinen Nebenstrassen zur nächsten Pause beim Château Belvoir. Leider regnet es immer noch und somit fällt auch diese Pause im wahrsten Sinne des Wortes „in das Wasser“. Trotz Regen freue ich mich auf den nächsten Abschnitt, die Fahrt durch das Vallée de Cusance. Ich hoffe meine Freunde hinter mir können trotz der miesen Wetterverhältnisse die Schönheit dieses romantischen Tales ein wenig in sich aufnehmen und geniessen. In der „Auberge des 3 Ponts“ werden wir freundlich empfangen, leider werde ich missverstanden als ich in meinem Schulfranzösisch frage ob man auch nur was trinken kann. Während wir unsere nassen Klamotten ablegen werden Tische zusammengerückt und Gedecke aufgelegt. Ich probiere es nochmal und man sagt uns, eigentlich kann man hier nur Essen. Der Wirt hat dann aber doch Erbarmen mit uns und wir dürfen uns an der Bar mit warmen Getränken aufwärmen, echt nett ! Nochmal geht es über kleine Strassen im Zick-Zack-Kurs über die Höhen des Jura und schliesslich auf der D31 nach „Pont-de Roide“. Von hier aus schlage ich direkten Kurs nach Porrentruy ein wo wir unsere Mopeds mit Sprit versorgen. Die letzten Kilometer bis zum „Petit Kohlberg“ legen wir wie gewohnt im Regen zurück. Ich bin mir sicher jeder Einzelne hinter mir freut sich darauf sein Zweirad in der Garage zu parken sich aus den nassen Kleider zu schälen und unter die warme Dusche zu hüpfen. Ich bin froh das trotz des schlechten Wetter alles so gut geklappt hat und freue mich nun auf ein gutes Viergangmenü und ein geselliges Zusammensein.
Fotos: Heinz, Walti, Reinhard, Martin, Daniela und ich
Samstag:
Pünktlich wie am Vortag und gut gelaunt starten wir zu unserer Samstagstour. Die gute Laune hat ihren Grund, schliesslich haben sich über Nacht die Regenschauer verzogen und die ersten Sonnenstrahlen scheinen ganz zaghaft durch den Morgennebel. Unsere Route führt uns via Porrentruy auf den unbekannten aber nicht minder schönen „Col de Montvoie“. Hoch über dem Doubs fahren wir auf der D140 Richtung Vaufrey. Ich bin froh das die Sicht heute gut ist und meine Freunde doch noch etwas sehen von der Zauberhaften Region rund um den Doubs. Von Vaufrey aus fahren wir ein kurzes Stück dem Fluss entlang bevor wir in „Soulce-Cernay“ links abbiegen um wieder an Höhe zu gewinnen. Ein paar Kilometer bleiben wir nun auf dem Plateau um dann wieder einmal mehr in das Doubstal hinunter zu kurven. In Goumois fahren wir dann über den Fluss und über die Grenze in die Schweiz. Weil ich meinen weiteren Routenverlauf nicht am Fluss entlang geplant habe kann sich jeder denken was jetzt kommt ! Richtig weil wir vorhin in das Tal hinab gefahren sind geht es jetzt wieder ordentlich bergauf und dieses mal bis auf 1226 müM auf den „Col du Mont Croisin“. Kurz vor der Passhöhe mache ich einen Halt, ich bin nicht der einzige der es eilig hat im nahen Wald einen Baum zu besuchen. Ein paar Meter nach der Passhöhe sehen wir das erste mal unser Ziel, den Chasseral. Aber zwischen uns und dem Ziel liegt einmal mehr ein Tal in das wir hinunter müssen, falsch dieses mal ist es nicht der Doubs sondern die Suze die wir queren. Unser letzter Anstieg steht an und auch diesen können wir fast ohne Verkehr geniessen. In Les Savagnières zwingt uns Heinz zu einer kurzen Pause. Er möchte voraus fahren damit er ein paar Schnappschüsse von unserem Motorradwurm machen kann, wenn wir auf den 1609 Meter hohen Chasseral hoch fahren. Ich nutze die Zeit und mache von der ganzen Gruppe Helm-Potraits. Meine Hoffnung auf einen Ahh- und Ohh-Effekt löst sich leider in den Wolken auf. Keine Sicht auf die Alpen, keine Sicht auf die Seen nur in das benachbarte Frankreich gibt es freie Sicht, schade. Nach einer ausgedehnten Pause und dem obligaten Gruppenbild geht es ein Stück auf der gleichen Route zurück wie auf der Hinfahrt. Über weitläufige Jurahöhen fahren wir dann bis nach Lajoux. Kurz hinter Lajoux biegen wir links ab auf eine kleine Strasse die uns durch den „Parc naturel régional du Doubs“ zum kleinen Bahnhof „La Combe“ bringt. In Soubey kreuzen wir ein weiteres mal den Doubs bevor wir dann auf ein tolles Plateau hochfahren von wo aus man so wohl links wie auch rechts in das Tal des Doubs hinunter blicken kann. Mein Herz lacht und ich freue mich riesig das es doch noch geklappt hat mit dem Wetter und ich meine Freunde, aus meiner Sicht, durch eine der Abwechslungsreichsten Motorradregion führen darf. In St. Ursanne kreuzen wir das letzte mal den Doubs und ich bin mir sicher keiner denkt nur ansatzweise an das „Sch....wetter“ von gestern sondern alle geniessen die letzten Kilometer bis zu unserer Unterkunft.
Nachwort:
Nach der Himmelfahrts-Tour ist vor der Himmelfahrts-Tour. Es war toll mit euch allen und ich freue mich riiieeesig auf das erneute Treffen im „Petit Kohlberg“ 2016 und in „(M)EINER“ Region in der ich mich zu Hause fühle.
Lorenz