1.Tag
Die Worte von Walti klingen noch in meinen Ohren “Das war die schönste Tour seit ich Motorrad fahre aber auch die anstrengendste". Das erste nehme ich erfreut zur Kenntnis und das zweite überhöre ich einfach ganz diskret. Diese Tour mit Walti und Kathi zu machen war ja eine spontane Idee eigentlich ist ja vorgesehen dass sie vier Tage bei uns zu Hause unsere Gäste sind. Da ich aber glücklicherweise am Freitag frei nehmen kann und die Wetteraussichten für das kommende Weekend gut sind steht dieser Tour nichts mehr im Weg. Bei leicht bewölktem Himmel fahren wir bei uns in Fehren wie abgemacht mit unseren 4 Vaus um 09:45 Uhr los. Im schlepp habe ich Daniela auf ihrer Transalp, Walti mit Kathi als Sozia auf der Varadero und Christoph der uns nur diesen einen Tag begleitet auf der 700er Deauville ich selber habe mich für meine 650er Deauville entschieden. Zuerst fahren wir quer durch das Mittelland an den Sempachersee an der rechten Seite des Sees geht es dann Richtung Luzern. Luzern umfahren wir so gut es geht via Malters und Kriens, unser erstes Ziel ist die Autofähre über den Vierwaldstättersee die uns von Beckenried nach Gersau bringt. Nur kurz müssen wir warten bis wir unsere Bikes verschiffen können, die 20 Minuten für die Überfahrt nutzen wir als Pause. Walti und Kathi können erstmals in Ruhe das tolle Panorama Richtung Alpen geniessen und ein wenig erahnen was auf sie zukommt. Die Strasse entlang dem See verläuft harmonisch und ist fast Verkehrsfrei. Vor Brunnen machen wir dann einen Halt um uns in einem Restaurant mit Getränken wieder Fit zu machen. Da alle über ein Hungergefühl klagen fahren wir bis kurz nach Brunnen wo wir dann bei schönstem Wetter unsere Mittagsrast einlegen und die mitgeführten Brötchen verzehren. Von unserem Rastplatz aus können wir auf der gegenüberliegenden Seeseite, Walti und Kathi die Rütliwiese zeigen, den Gründungsort der Schweiz. Auf der Axenstrasse geht es immer noch dem Vierwaldstättersee entlang. Von Altdorf geht es entgegen dem Flusslauf der Reuss Richtung Schöllenenschlucht. Bevor wir jedoch die Schlucht erreichen machen wir noch einen Tankstopp. Christoph nutzt dies als Gelegenheit seine Heimreise anzutreten und verabschiedet sich von uns. Die damals Abenteuerlich angelegten Wege und die Teufelsbrücke über die reissende Reuss lassen uns ein wenig erahnen was das für eine Herausforderung war so etwas zu bauen. In Andermatt schlagen wir Kurs gegen den Oberalppass ein. In langgezogenen Kehren windet sich die Strasse in die Höhe. Lange kann man in das Ursenental herunterblicken. Kurz vor der Passhöhe geht es jetzt durch eine Galerie in der Kühlschranktemperatur herrscht. Auf dem 2044 Meter hohen Oberalp kann Walti das erste mal seine Vara neben einem Schneewall parkieren was ihn sichtlich freut. Erfeulich ist auch der heisse Kaffee und die Nussgipfel die wir uns zum z' Vieri gönnen. Von nun an geht es durch das Val Tavetsch Talwärts bis nach Disentis wo uns auch wieder angenehmere Temperaturen erwarten. In Disentis biegen wir rechts ab, zum letzten mal für heute wollen wir einen Pass erklimmen, den Lukmanier. Die Strasse haben wir für uns alleine so können wir in zügigem Tempo auf die Passhöhe kurven. Die Passstrasse hat nur wenige Kehren und zieht sich dem Hang vom Val Mendel entlang. Die Passhöhe ist 1914 müM und zugleich die Kantonsgrenze zwischen dem Graubünden und dem Tessin. Sofort merkt man den südlichen Einschlag, links und rechts der Strasse stehen Arvenwälder. Kurz vor erreichen unserer Unterkunft beginnt es noch ein wenig zu regnen. Zum Glück verziehen sich die Wolken schnell wieder so dass wir in Olivone im gemütlichen Albergo San Martino unser Nachtessen im Gartensitzplatz zu uns nehmen können.
2.Tag
Nach einer angenehmen Nacht und einem guten Frühstück im Albergo San Martino starten wir wie geplant um 09:00 Uhr. Anders als ursprünglich vorgesehen fahren wir zuerst das Bleniotal hoch zum Lago di Luzzone. Der Strassenverlauf zieht sich in Kehren unterhalb der 144 Meter hohen Staumauer den Berg hoch. Oben angekommen nehme ich den Tunnel der direkt auf die Krone der Mauer führt, für Walti eine Herausforderung da er nicht Schwindelfrei ist als ich ihn dann noch Bitte für ein Foto möglichst nahe am Geländer zufahren hat er gar keine Freude an mir. Vermutlich wird er mich aufden kommenden Kilometer noch ein paar mal verwünschen denn das war e rst d er Anfang von unzähligen engen, sehr engen Kehren und schmalen Strassen mit oft schlechtem Belag oder gar Sand und Kiesverschmutzt. Wir fahren zurück Richtung Olivone wie wir gekommen sind allerdings lassen wir Olivone links liegen und schlagen den Weg Richtung Lukmanier ein. Wir fahren aber nicht das Valle Santa Maria hoch sondern verlassen die Passstrasse schon bald um am Westhang des Bleniotals auf kleinsten Strassen Richtung Biasca zu fahren. Die Strasse windet und schlängelt sich dem Hang entlang und bietet uns immer wieder tolle Aussicht in das Tal und auf die Bergwelt. Obwohl wir fast alleine auf dieser Strasse unterwegs sind können wir uns keinen Augenblick Unkonzentriertheit erlauben da wir nie wissen was uns hinter der nächsten Biegung erwartet. Als uns dann ein Bauer mit Geländewagen samt Viehanhänger entgegen kommt wird es selbst für Motorräder sehr eng zum kreuzen, zum Glück müssen wir das nicht zu oft wiederholen. Die ursprünglichen 20 Kilometer von Olivone nach Bisaca dehnen wir so auf das doppelte aus. In Biasca fahren wir links weg in das Leventinatal ein kurzes Stück bleiben wir auf der Kantonsstrasse Richtung Norden. In Nivo nehmen wir den Abzweiger nach Chironico. Schon bald wieder haben wir eine stattliche Höhe erreicht und Blicken in das Tal des Ticino herab. In Chironico folgen wir dem Wegweiser nach Gribbio. Eine Strasse die uns wieder einen tollen Ausblick bietet, die Eisenbahnlinie der Gotthardstrecke sieht von hier oben aus wie eine Spielzeugeisenbahn.Als wir durch Gribbio fahren, möchte Walti am liebstenseine Varadero gegen ein Pferd tauschen, der Weg durch das Dorf ist tatsächlich noch mit Naturkopfsteinpflaster ausgelegt und wir kommen uns um Jahrzehnte zurück versetzt vor. Nach Gribbio wird dann der Weg wieder besser und schon bald erreichen wir den Scheitelpunkt. Inzwischen liegen gut 650 Meter Höhe zischen uns und der Talsohle der Leventina. Gleichmässig führt uns jetzt die Strasse nach Dalpe hinunter und weiter nach Prato. Wir haben wieder Südwärtskurs eingeschlagen und fahren jetzt wieder auf der Kantonsstrasse bis Faido. Mitten in Faido geht es links weg und die nächste Kurvenorgie beginnt. In gewohnter Manier ziehen sich die Kurven, dieses mal am Osthang, in die Höhe bis nach Prödor. Ausgangs Prödor wird die Strasse wieder schmäler eine Fahrverbotstafel mit der Aufschrift "Periodo infernale" bremst unseren Vorwärtsdrang. Ein einheimisches Ehepaar entschärft dann unsere Befüchtungen nicht mehr weiter fahren zu dürfen und sagt uns das heisse „Zeitlich begrenzt befahren auf eigene Gefahr“ ! Die Strasse ist wieder Traumhaft und wir kreuzen mehrere Bergbäche und erfeuen uns an dem Ausblick der sich uns bietet. Irgendwo zwischen Prödor und Osco machen wir unsere Mittagsrast. Von weit unten dröhnt der Lärm der Auto- und Eisenbahn zu uns hoch. Es ist schon erstaunlich wie viel Verkehr das enge Tal der Leventina und deren Anwohner verkraften müssen. Gut Verpflegt mit Käse und Salami aus der Region machen wir uns wieder auf den Weg. Via Osco und Prato fahren wir Richtung Ambri, kurz vor Ambri nehmen wir den Abzweiger nach Quinto. Das letzte mal auf dieser Tour fahren wir am östlichen Hang der Leventina in die Höhe, einmal mehr gibt es enge Kehren. In Altanca fahren wir nicht wie uns der Wegweiser vorgibt nach Piotta sondern nehmen die kleine Strasse die über Brugnasco nach Airolo führt. Von Airolo aus geht es über den Gotthard, wir nehmen die neue Passstrasse obwohl fahrerisch die alte Tremola mehr bieten würde. Der Grund auf der neuen Passstrasse zu fahren ist der fantastische Blick auf die Bergkette über dem Valle Bedretto den ich unseren Deutschen Freunden nicht vorenthalten will. Auch der Blick von der Aussichtsterrasse gegen Süden wird durch keine Wolke am Himmel getrübt. Von hier aus sind es dann nur noch ein, zwei Kehren und ein frostiger Tunnel bevor man auf die eigentliche Passhöhe kommt. Endlich kann Walti seine Varadero vor einer Schneemauer ablichten. Fasziniert von der Höhe der Schneemauern wird noch das eine und andere Bild gemacht bevor wir uns einen Kaffee genehmigen. Langsam aber sicher müssen wir uns auf den Heimweg machen, doch viele Wege führen nach Rom respektiv nach Hause. Wir entschliessen uns für den schönsten und biegen in Wassen links in das Meiental und folgen dieser Strasse bis auf den Sustenpass. Als wir oben ankommen findet Walti das war jetzt richtig entspannend, nach all den kleinen, engen und mit Kehren gespickten Strassen. Nach kurzem Verweilen fahren wir die Passstrasse runter nach Innertkirchen und weiter nach Meiringen. Entlang dem Brienzer- und Thunersee geniessen wir die Landchaft noch einmal so richtig. Von Thun aus schlagen wir dann unser Nachhauseweg ein und fahren auf Hauptstrassen in flottem Tempo durch das Mittelland über den Passwang Richtung Brislach in das Restaurant Rössli wo es zu späten Abendstunde noch was zu futtern gibt. Den zufriedenen Gesichter an merke ich dass ihnen die Tour Spass gemacht hat obwohl sie, zugegeben,recht anstrengend war. Ich hoffe die tollen Erinnerungen halten länger an als der schmerzende Popo
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